Nachdem ich mich trotz des verletzten Knöchels für einen Start bei den beiden Auftakt-Weltcups im Mai in Albstadt (GER) und in Nove Mesto na Morave (CZE) entschieden habe, war die Zuversicht anfangs noch sehr groß. Da es bei diesen beiden wichtigen Rennen nochmals die Chance gab, um ein Olympiaticket für Tokio zu fahren, wollte ich es natürlich zumindest versuchen.
Beim Heimweltcup in Albstadt merkte ich von Beginn an, dass es ein extrem hartes Rennen werden würde. Nicht nur die unglaublich anspruchsvolle Strecke mit extrem steilen Anstiegen und vielen Höhenmetern hat es schwer gemacht. Zusätzlich zu einer speziellen Schnürbandage wurde mein Knöchel mit Tape stabilisiert und dadurch fühlte ich mich diesbezüglich auch sicher.
Jedoch merkte ich schnell, dass ein nicht 100% fitter Körper nur bedingt einsatzfähig ist auf Weltcupniveau. Ich musste die eineinhalbstündige Renndauer unglaublich leiden. Nicht nur einmal gingen mir verschiedene Fragen durch den Kopf. Aber trotz allem wollte ich nicht aufgeben, auch wenn es wirklich eines der qualvollsten Rennen meiner bisherigen Karriere war. Mein Ziel war aber so sehr beim Weltcup am Start zu stehen, sodass ich das alles in Kauf genommen habe.
Dem Knöchel ging es nach dem Rennen leider nicht allzu gut. Er fühlte sich etwas steif und merkwürdig an, mit Physiobehandlungen haben wir es aber soweit wieder in den Griff bekommen. Viel Zeit zum Hadern war auch gar nicht, da es direkt weiter nach Tschechien zum zweiten Weltcup ging. Hier konnte ich trotz extrem widriger Bedingungen einige gute Trainings auf der Wettkampfstrecke absolvieren. Ein bisschen komisch kam ich mir aber schon vor, da ich beim Laufen immer noch mit Vakoped-Schuh unterwegs war und meinen Tag mit Bein Hochlagern verbracht habe, jedoch „normal“ auf dem Bike gefahren bin. Aber was macht man nicht alles…
Am Wettkampftag selbst war aufgrund des vielen Regens die Woche über die Strecke eine einzige Schlammschlacht.
Einige Passagen waren nicht mehr fahrbar und mussten gelaufen werden. Bereits vor dem Rennen war mir klar, dass ich nicht in der Lage sein würde, die Laufabschnitte zu meistern. Deshalb entschied ich für zwar zu starten, es dann aber auf mich zukommen zu lassen.
Leider bemerkte ich direkt in der ersten Runde, dass es nicht möglich ist. Auch wenn ich versucht habe so viel wie möglich auf dem Bike zu bleiben, war es an manchen Stellen einfach nicht machbar, weshalb ich mich ohne zu hadern dazu entschieden habe, das Rennen bereits nach 20 Minuten vorzeitig zu beenden. Direkt von der Rennstrecke bin ich dann im benachbarten Wald auf die Trails gegangen, um etwas Zeit für mich zu haben. Ein Grund zum Feiern gab es aber trotzdem, denn als Team übernahmen wir die Führung im Gesamtweltcup!!
Zurück daheim beschlossen wir ein erneutes MRT machen zu lassen. Man konnte erkennen, dass sich ein Gelenkteilchen gelöst hat. Auch wenn ich schon gespürt habe, dass der Knöchel einfach nicht in Ordnung ist, war es hart zu hören, dass nun kein Weg mehr an einer Operation vorbeiführt. Die Tage bis zur OP ging ich noch zum Schwimmen. Es war gut eine „Aufgabe“ zu haben und sich ein bisschen abzulenken. Die Operation ist nun 1,5 Wochen zurück und ich bin froh, dass alles gut gelaufen ist. Die ersten Tage danach waren vorallem mental herausfordernd, da ich das erste Mal seit dem Sturz so richtig zur Ruhe kam und Folge dessen natürlich auch die ganzen Gedanken und Emotionen Zeit hatten an die Oberfläche zu kommen.
Es ist natürlich extrem hart, aufgrund dieses kleinen Fehlers beim Training an Ostern nun so einen Saisoneinstieg zu haben. Aber ich habe gelernt, dass die Buchstaben aus dem Wort „Fehler“ in anderer Reihenfolge „Helfer“ ergeben;-) Auch wenn ich aktuell nicht den Grund erkennen kann, bin ich mir sicher, dass ich zu irgendeinem Zeitpunkt das Positive aus dieser Verletzung sehen kann. Und eins ist sicher, ich habe es immer wieder geschafft, zurückzukommen und daher werde ich auch jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. An erster Stelle steht nun die Heilung und auch wenn ich für 4-6 Wochen den Fuß nicht belasten darf und an Krücken gebunden bin, freue ich mich bereits jetzt auf den Moment wieder auf dem Bike sitzen zu können:-)